Stiftung Hambacher Schloss

Freiheit in Einheit zwischen Republik und Monarchie

Johann Georg August Wirth

20.11.1798 - 26.07.1848

Johann Georg August Wirth gilt als prägende Figur des Hambacher Festes von 1832, überzeugt von der Pressefreiheit als Grundpfeiler einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung. Aber sein Denken kennzeichnete zugleich Wandlungspotentiale und inneren Widersprüche liberaler Ideen und demokratischer Forderungen zwischen Vormärz und Revolution.


Nach einem rechtswissenschaftlichen Studium und der Tätigkeit als Anwalt, begann Johann Georg August Wirths journalistische und politische Laufbahn 1831 mit der Herausgabe der Zeitungen Kosmopolit und Die Tribüne. Er kritisierte die Regierung und trat für die Pressefreiheit ein, um Reformen mit dem Ziel einer konstitutionellen Monarchie einzuleiten. Die Zensur war sein ständiger Begleiter, gegen die Wirth als gelernter Jurist jedoch vielfach erfolgreich vorging und so der freien Meinungsäußerung im Vormärz rechtlich gesicherte Spielräume verschaffte.

Dennoch verlor Wirth angesichts der rigorosen Zensur zunehmend das Vertrauen in die monarchische Ordnung, was im Jahr 1832 zugleich eine radikale Wendung seiner politischen Haltung bedeutete: Im Aufruf an die deutschen Volksfreunde, auf dem Hambacher Fest und – nach seiner Verhaftung – in seiner Verteidigungsrede von 1833 forderte er eine freie Republik, mit allgemeinem (Männer-)Wahlrecht, ohne ständische Vorrechte in einem deutschen Einheitsstaat.

Leitend war Wirth die Idee, alle Entscheidungsgewalt in den Händen gebildeter Bürger zu konzentrieren und jede begrenzende Verfassung entbehrlich zu machen. Dieses Konzept einer umfassenden Volkssouveränität koppelte Wirth an die Vorstellung einer Nation, deren Grenzen und Mitglieder sich nach kulturellen Merkmalen, wie etwa der Sprache, bestimmten. In späteren Schriften der 1830er und 1840er Jahre buchstabierte er diesen Gedanken aus und nahm darin auch die Vorstellung rassischer Hierarchien auf. An ihrer Spitze wollte Wirth nun ein allem „Fremden“ vermeintlich überlegenes deutsches „Volkstum“ erkennen – und rechtfertigte dessen Einheit in Freiheit sowohl mit der die Einrichtung von Kolonien als auch mit Kriegen gegen europäische Nachbarn wie etwa Frankreich. Die nationale Einheit war Wirth zur Vorbedingung der inneren Freiheit geworden.

Im Laufe der 1840er Jahre wandte sich Wirth von der Idee der direkten Volksherrschaft und der Republik ab. Stattdessen beschrieb er (wieder) einen monarchischen Nationalstaat mit einer Verfassung, die nun eine Regierung und ein in seinem Einfluss beschränktes, nach Adel und Bürgertum getrenntes Beratungsorgan vorsah. Während der Märzereignisse von 1848 zählte er sich zu den gemäßigten Reformen und wurde wenige Monate vor seinem Tod noch in die Nationalversammlung gewählt.