Elfriede Kaiser-Nebgen: KAS/Slomifoto // Jakob Kaiser: Bundesarchiv, B 145 Bild-P001516 CC-BY-SA 3.0 / CC BY-SA 3.0 DE

Brücke zwischen Ost und West

Elfriede Kaiser-Nebgen und Jakob Kaiser

11.04.1890-22.10.1983 und 08.02.1888-07.05.1961

Nach 1945 repräsentierte das Ehepaar Kaiser(-Nebgen) christlich-soziale Gewerkschaftstraditionen der Weimarer Republik ebenso wie den gewerkschaftlichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Sowohl in Ost- wie anschließend in Westdeutschland unterstützten sie den demokratischen Wiederaufbau mit einer gesamtdeutschen Perspektive. Das Prinzip ganzheitlicher Politik vertraten sie auch mit Ideen überkonfessioneller und überparteilicher Zusammenarbeit in den Gewerkschaften.


Nach einer Lehre als Buchbinder stieg Jakob Kaiser, der in ärmlichen Verhältnissen groß geworden war, in den christlichen Gewerkschaften zum Geschäftsführer auf. Bereits 1916 traf er Elfriede Nebgen, Lehrerin und Promovendin der Volksökonomie. Die beiden heirateten erst 1952, nach dem Tod von Jakob Kaisers erster Frau, sie verband jedoch fortan eine Zusammenarbeit in der christlichen Gewerkschaftsbewegung. In der Weimarer Republik engagierte sich Jakob Kaiser zudem im Zentrum, konnte jedoch erst in den letzten freien Wahlen am 05. März 1933 ein Reichstagsmandat erlangen. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits von den verpassten Chancen einer Weimarer Demokratisierung überzeugt und vermisste eine grundlegende Reform zur Partizipation, aber auch zur sozialen Gerechtigkeit. Aus dieser Haltung heraus verbündete er sich vor der Zerschlagung der freien Gewerkschaften mit dem sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer Wilhelm Leuschner. Über diese Zusammenarbeit wurde Kaiser wie auch Elfriede Nebgen Teil des Widerstandskreis des 20. Juli. Anders als Leuschner konnten beide nach Offenlegung der Umsturzpläne im Versteck überleben.

Unmittelbar nach dem Krieg widmete sich Jakob Kaiser gemeinsam mit Elfriede Nebgen dem Wiederaufbau von Gewerkschafts- und Parteistrukturen in der sowjetischen Besatzungszone. Neben dem Bemühen um eine Einheitsgewerkschaft hofften sie mit der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDUD) auf eine überkonfessionelle, gesamtdeutsche Parteiorganisation. Als sie jedoch durch die sowjetischen Besatzungsmächte in ihrer Arbeit mehr und mehr gehindert wurden und außerdem innerparteilich den Rückhalt für ein Festhalten an demokratischen Prinzipien verloren, siedelten Jakob Kaiser und Elfriede Nebgen Ende 1947 nach West-Berlin über. Hier vertrat Jakob Kaiser Berlin im Parlamentarischen Rat, war Mitglied des Bundestags und schließlich von 1949 bis 1957 Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen. In diesem Amt hielt er gegenüber Bundeskanzler Konrad Adenauer an der Idee einer deutschen Einheit fest: So sah Kaiser die deutsche Wiedervereinigung als oberstes politisches Ziel an, befürwortete ebenso eine Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik und engagierte sich ab 1954 im Kuratorium Unteilbares Deutschland. In all diesen Initaitiven hoffte er, einen Austausch zwischen Ost und West aufrecht zu erhalten.

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