Archiv der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft

Integrationsfigur der deutschen Frauenbewegung

Auguste Schmidt

03.08.1833 - 10.06.1902

„Wir verlangen nur, daß die Arena der Arbeit auch für uns und unsere Schwestern geöffnet werde.“ Kein Satz erfasst das Wirken Auguste Schmidts besser. Als rechte Hand und Nachfolgerin Louise Otto-Peters steht ihr Name für das Streben nach weiblicher Teilhabe und Emanzipation im bürgerlichen Erwerbsleben des 19. Jahrhunderts über die Möglichkeiten von Bildung und Arbeit.


Um ihr eine eigene, unabhängige Lebensführung zu ermöglichen, schenkte das Elternhaus der Erziehung und Ausbildung ihrer Tochter hohe Aufmerksamkeit. Dennoch war Auguste Schmidt auf einen Beruf beschränkt, den die gesellschaftlichen Vorstellungen Frauen zugestanden: Mit 17 Jahren absolvierte Schmidt ihr Examen und wirkte als Lehrerin und Vorsteherin mehrerer Mädchenschulen in Posen, Breslau und schließlich Leipzig. Hier lernte Schmidt 1865 die Pionierin der deutschen Frauenbewegung, Louise Otto-Peters, kennen und stieg zu einer bekannten und einflussreichen Frauenrechtlerin auf.

Als rechte Hand war es Auguste Schmidt, die die revolutionären Ideen von Otto-Peters in der Praxis wesentlich mitgestaltete. 1865 rief sie gemeinsam mit Otto-Peters und Henriette Goldschmidt den Leipziger Frauenbildungsverein ins Leben. Der Verein verfolgte ausdrücklich keinen wohltätigen Zweck, sondern diente der Anhebung weiblicher Aus- und Weiterbildung und bot auf Betreiben Auguste Schmidts bis 1900 immer neue und umfassendere Angebote. Auch kam ihr als Gründungsmitglied oder Vorsitzende des Allgemeinen deutschen Frauenvereins, des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins und schließlich des Bundes deutscher Frauenvereine eine doppelte Rolle zu: Als omnipräsente Integrationsfigur vermittelte Schmidt innerhalb der deutschen Frauenbewegung durch Ausgleich und Kompromiss auf zentralen Konfliktfeldern. Als bekannte Repräsentationsfigur trat sie in allen Teilen des Landes als gefragte Rednerin zur Frauenfrage vor Publikum.

Auguste Schmidts Erfahrung und Erziehungsverständnis, ihre Tätigkeit als Rednerin und Publizistin sowie ihr Organisationsgeschick stehen stellvertretend für den Kampf der Frauen, sich aus der geschlechtlichen Unterordnung zu befreien und zur „gebührenden Gleichberechtigung“ gegenüber dem Mann emporzusteigen.

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