Wau Holland Stiftung

Vordenker informationeller Selbstbestimmung

Wau Holland

20.12.1951 - 29.07.2001

„Urvater der deutschen Hackerbewegung“ und Mitbegründer des Chaos Computer Club – Wau Holland war eine maßgebliche Figur des bundesdeutschen Wegs in die digitale Gesellschaft. Seine ethischen Überzeugungen und gesellschaftspolitischen Ideen prägten die bis in die Gegenwart geführten Debatten zur Verfügbarkeit von Daten zwischen privatem Datenschutz, institutionellen Monopolen und staatlicher Überwachung


Bis ins junge Erwachsenenalter prägten den 1951 geborenen Herwart „Wau“ Holland-Moritz ganz unterschiedliche Erfahrungen: Angefangen beim Pfadfindertum und einem nicht abgeschlossenen Studium der Informatik, Elektrotechnik und Politik, führte sein Weg über linksalternativ-anarchistische Gruppierungen sowie die Umweltbewegung schließlich zur Tätigkeit in einer alternativen Computerfirma und journalistischer Arbeit bei der taz. Daraus entstand sein vielschichtiges Interesse an technischen, sozialen und ökologischen Fragen, die Wau Hollands Denken zeitlebens auszeichnen sollte.

Zwischen 1981 und 1982 gründete Holland mit einigen Mitstreitern den Chaos Computer Club (CCC), der sich bis heute als bundesweit maßgebliche watch group in Fragen der Computersicherheit engagiert. Beeinflusst von der Encyclopédie der Aufklärungsphilosophen Diderot und D’Alembert sowie Schriften Hans Magnus Enzensbergers, versuchte Holland, den Menschen das Wissen um die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Computers nahezubringen. Das einzelne Individuum sollte in der Lage sein, sich diese noch junge Technologie anzueignen, um frei und unabhängig von staatlichen Organen entscheiden und handeln zu können. Unter der Losung „Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen“ traten Holland und der CCC gegen jede Zensur und für die absolute Informationsfreiheit allgemeinverfügbarer Daten ein. Die Öffentlichkeit sollte eine „Gegenkontrolle“ zu staatlichem Handeln  übernehmen, so das Ziel. Private Daten dagegen waren vor jeglichem Missbrauch zu schützen. Wau Holland interpretierte die informationelle Selbstbestimmung als Garantie individueller Rechte und als Freiheit vor staatlichem Zugriff. Seine libertäre Grundhaltung kannte dabei keine politische oder ideologische Grenze: Auch extremistische Gruppierungen sollten sich in den Netzwerken frei und unzensiert artikulieren können.

Nach internen Konflikten im CCC gab Holland 1988 seine aktive Führungsrolle auf. Mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung siedelte er nach Ilmenau bei Erfurt über und lehrte dort einige Jahre an der Technischen Hochschule zur Ethik in der Informatik. Wau Holland starb 2001 im Alter von 49 Jahren.