Kämpferischer Geist der friedlichen Revolution

Jürgen Fuchs

19.12.1950 - 09.05.1999

Der Schriftsteller Jürgen Fuchs gehörte zu den prominentesten Bürgerrechtlern der DDR. An seinem Lebensweg lässt sich exemplarisch die Enttäuschung vieler überzeugter Marxisten mit dem Realsozialismus nachverfolgen. Mit seinen verschiedenen Werken thematisierte und dokumentierte er die Verbrechen des Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED)-Regimes und mobilisierte so die Bürgerrechtsbewegungen in Ost wie West.


1950 in eine Arbeiterfamilie geboren, bekannte sich Jürgen Fuchs zunächst zu den sozialistischen Strukturen der DDR. Ein Wendepunkt in dieser Haltung war jedoch der Wehrdienst in der Nationalen Volksarmee, den Fuchs von 1969 bis 1971 ableistete. In seinen Schriften verarbeitete er im Anschluss, wie weit entfernt der menschenverachtende Umgang von den offiziell verbreiteten Ideologien einer sozialistischen Gemeinschaft war. Die Offenlegung von Menschenrechtsverletzungen in der DDR würde auch später sein Anliegen sein. Nach dem Wehrdienst begann Fuchs ein Studium der Sozialpsychologie, wurde jedoch aufgrund seiner kritischen Texte immer mehr von „operativen“ Maßnahmen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) bedrängt und schließlich kurz vor seinem Diplomabschluss 1975 politisch exmatrikuliert.

Nachdem er gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann im November 1976 protestiert hatte, wurde Fuchs verhaftet und monatelang verhört. Die später von ihm veröffentlichten Erlebnisse als Vernehmungsprotokolle (1978) gaben detailliert Einblick in die zermürbenden Praktiken der Stasi. Fuchs wurde nach 281 Tagen Untersuchungshaft 1977 zwangsausgebürgert, unterstützte jedoch mit Mitstreitern wie Roland Jahn von West-Berlin aus die ostdeutsche Bürgerrechtsbewegung. Gleichzeitig widmete er sich in seinen Schriften vermehrt auch internationalen Fragen von Frieden und Menschenrechten. Auch im Westen mit MfS-Aktionen drangsaliert, setzte sich Fuchs nach dem Ende der DDR für eine Aufklärung der Verbrechen des SED-Regimes ein und arbeitete zeitweise in der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatsicherheitsdienstes mit. Wie anderen ehemalige Oppositionelle, etwa Rudolf Bahro und Gerulf Pannach, erkrankte Fuchs in den späten 1990er Jahren an einem seltenen Krebsleiden. Es wurde nie abschließend geklärt, ob sich diese Erkrankung in direkten Zusammenhang mit seiner DDR-Haft bringen lässt.