Verband Ehemaliger Rostocker Studenten

Liberaler Märtyrer für einen demokratischen Pluralismus

Arno Esch

06.02.1928 - 24.07.1951 (Hingerichtet)

Der Rostocker Student Arno Esch bemühte sich in der Sowjetischen Besatzungszone um den Aufbau einer pluralistischen Parteilandschaft und die Durchsetzung liberaler Grundrechte. Für sein politisches Engagement wurde er 1949 verhaftet und 1950 von einem sowjetischen Militärtribunal zum Tode verurteilt.


Moskau, 24. Juli 1951: Fernab der Heimat und ohne Wissen seiner Familie wird der Rostocker Student Arno Esch für angebliche Spionagetätigkeiten hingerichtet. Sein Schicksal steht exemplarisch für die Härte, mit der die sowjetische Besatzungsmacht nach dem Zweiten Weltkrieg auf politische Opposition und Abweichung reagierte.

Dabei hatte sich Esch zunächst ohne Vorbehalte für einen politischen Neubeginn eingesetzt und damit auch den Wiederaufbau in der Sowjetischen Besatzungszone vorangetrieben. Anfang 1944 als Flakhelfer eingezogen, kehrte er aus dem Zweiten Weltkrieg als Pazifist zurück. So setzte er sich vehement für die Abschaffung der Todesstrafe und das Recht auf Kriegsdienstverweigerung ein. Während Esch an der Universität Rostock ein Jurastudium aufnahm, um Staatsrechtler zu werden, beteiligte er sich über den Hochschulkreis hinaus an dem Aufbau der Liberal-Demokratischen Partei (LDP). Diese Partei war von den sowjetischen Besatzern erlaubt worden, doch schon bald zeigte sich, dass die politischen Vorstellungen der Sowjets unvereinbar mit Eschs Ansichten über eine pluralistische Parteienlandschaft waren: Während Moskau immer mehr auf die alleinige Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) drängte, plante Esch den Aufbau einer Sammelbewegung, die unter dem Namen Radikal-Soziale Freiheitspartei liberale und soziale Positionen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur in einem wiedervereinigten Deutschland durchsetzen sollte. Gleichzeitig waren seine programmatischen Artikel und Reden als Mitglied des Landesvorstands der LDP Mecklenburg den Besatzern und der SED ein Dorn im Auge.

Wenige Tage nach Gründung der DDR im Oktober 1949 wurde Esch zusammen mit dreizehn weiteren liberalen Studenten verhaftet. Ein sowjetisches Militärgericht in Schwerin verurteilte ihn und vier weitere Angeklagte im Juli 1950 unter Ausschluss der Öffentlichkeit zum Tode. Gemeinsam wurden sie nach Moskau gebracht und nach einer erneuten Bestätigung des Urteils dort hingerichtet. Arno Eschs Rehabilitation erfolgte erst nach Ende der Sowjetunion im Juli 1990.