New York World-Telegram and the Sun Newspaper Photograph Collection (Library of Congress) / Wikimedia Commons

Demokratische Kultur schaffen

Erika Mann

09.11.1905 - 27.08.1969

Erika Mann, älteste Tochter von Thomas und Katia Mann, entfaltete im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, im Exil und in der jungen Bundesrepublik ein reges Engagement in der Publizistik und Kultur. Ihr Ziel war politische Aufklärung und Aufarbeitung; ihr Engagement richtete sich gegen totalitäre Herrschaftsverhältnisse vor wie nach 1945 gleichermaßen.


Obwohl sie in einer Familie großer Schriftsteller aufwuchs, ließ sich Erika Mann nicht von einer konsequent eigenen Lebensführung abbringen. Sie machte eine Ausbildung zur Schauspielerin, schrieb für Zeitungen und Zeitschriften und verfasste unter anderem Kinderbücher, bevor sie immer stärker als politische Rednerin und Kabarettistin gegen die Nationalsozialisten auftrat. Im Januar 1933 eröffnete sie gemeinsam mit Therese Giehse und Magnus Henning das literarische Kabarett „Die Pfeffermühle“ in München, für das auch ihr Bruder Klaus gelegentlich Texte schrieb.  Die nationalsozialistische Politik der Gleichschaltung und damit die Abschaffung der Demokratie zwangen Erika Mann und ihr Ensemble bereits im März 1933 ins Exil. In der Schweiz konnte sie am 01. Oktober den Spielbetrieb wieder aufnehmen. In den folgenden Jahren feierte die „Pfeffermühle“ in allen deutschsprachigen Exilländern große Erfolge.

1936 emigrierte Erika Mann in die USA. Nachdem das Programm der „Pfeffermühle“ dort keinen Anklang fand, reiste sie als Vortragsrednerin durch den gesamten amerikanischen Kontinent, um über Hitler-Deutschland aufzuklären. Sie plädierte für einen Wirtschaftsboykott gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland und hoffte zugleich auf einen entschiedenen Protest der amerikanischen Bevölkerung gegen die Verfolgung und Entrechtung der Juden. Mit großem Nachdruck hatte sie seit März 1933 auch auf ihren Vater Thomas Mann eingewirkt, öffentlich Stellung gegen die Nationalsozialisten zu beziehen. Bereits im September 1939 sprach sie sich entschieden für einen amerikanischen Kriegseintritt auf Seiten der Alliierten aus.

Als die USA schließlich in den Krieg eintraten, begann Erika Mann als Kriegskorrespondentin in der US-Armee zu arbeiten. Von der Landung in der Normandie bis zu den Nürnberger Kriegstribunalen beobachtete und berichtete sie für amerikanische Zeitungen und Zeitschriften von den Schrecken des NS-Regimes. Gleichzeitig erlebte sie, wie gleichgültig die deutsche Bevölkerung auf die Enthüllung der nationalsozialistischen Verbrechen reagierte. Erika Mann engagierte sich daher weiter in der politischen Bildung, um Aufklärungsarbeit zu leisten, aber auch um mit dem nun aufziehenden Kalten Krieg für eine Politik der Annäherung und nicht der Konfrontation zu werben.