AdsD / Friedrich-Ebert-Stiftung

Sozialdemokrat in gefährlichen Zeiten

Erhard Auer

22.12.1874 - 20.3.1945

Mit dem Namen Erhard Auers verbinden sich unterschiedliche Kontinuitätslinien der Sozialdemokratie von der Zeit des ausgehenden Kaiserreiches bis in den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Als Innenminister der Münchner Räterepublik und früher Gegner Hitlers erlebte er unterschiedliche Phasen politischer Gewalt und Angriffe auf die Demokratie.


Erhard Auer wuchs in äußerst ärmlichen Verhältnissen als nichteheliches Kind auf und musste bereits mit 12 Jahren körperliche Arbeiten verrichten. Trotz einer dürftigen Ausbildung gelang es ihm im Anschluss, sich vom Boten zu einer leitenden Position in einem Münchner Unternehmen hochzuarbeiten. 1892 trat er der SPD bei und arbeitete dort bald so erfolgreich, dass er 1900 hauptberuflich die Leitung des bayerischen Landessekretariats der Partei übernahm. Ab 1907 saß er zudem in der Bayerischen Abgeordnetenkammer.

Im November 1918 wurde Auer im Kabinett Kurt Eisners Innenminister des von Eisner ausgerufenen "Freistaat Bayern". Erklärtes Ziel der provisorischen Regierung war eine parlamentarische Demokratie und Wahlen. Doch die Pläne einer liberalen Koalition scheiterten und auch in den anschließenden Wahlen im Frühjahr 1919 unterlagen die Parteien der Münchner Räterepublik. In der aufgepeitschten Stimmung nach der Wahl wurde Kurt Eisner durch ein reaktionäres Attentat am 21. Februar getötet, Auer in einem kurz darauf folgenden Attentat im Parlament schwer verletzt. Nachdem er sich von dem Attentat erholt hatte, arbeitete Auer an einer reformorientierten Neuausrichtung seiner Partei, auch um sich gegen die stärker werdenden Nationalsozialisten zur Wehr zu setzen. Als einziger Parteivorstand sprach er sich im März 1922 bei dem bayerischen Innenminister Franz Xaver Schweyer für die Ausweisung Hitlers nach Österreich aus. Durch seine frühe Gegnerschaft wurde er nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Mai 1933 von Nationalsozialisten im Münchner Stadtrat zusammengeschlagen und inhaftiert. Nach dem 20. Juli 1944 erneut verhaftet und in einem Konzentrationslager interniert, verstarb Erhard Auer kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs.