Axel Kirch, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons

Bundeskanzleramt

Bonn

Unter der Regierung Willy Brandt (SPD) begann Anfang der 1970er Jahre der behutsame Ausbau von Bonn zum dauerhaften Sitz von Parlament und Regierung der Bundesrepublik Deutschland. Das bisherige Bundeskanzleramt im Palais Schaumburg war zu klein geworden. Die Kritik an dem unprätentiösen neuen Bundeskanzleramt hielt lange an.


Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Mai 1949 wählte der Gründungskanzler des jungen Staates, Konrad Adenauer (CDU), in der vorläufigen Hauptstadt Bonn das Palais Schaumburg zu seinem Amtssitz aus. Unter Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) entstand im selben Parkgelände ein neues Bundeskanzleramt, das im Sommer 1976 an Bundeskanzler Helmut Schmidt übergeben wurde. Der flache, dreigeschossige dunkel wirkende Bau erregte den Unmut der Kritiker. Helmut Schmidt empfand seinen neuen Amtssitz als „Sitz eines Stahlkonzernes“. Durch die Aufstellung der eindrucksvollen Bronzeskulptur „Large Two Forms“ des britischen Künstlers Henry Moore gab Helmut Schmidt dem Gelände schließlich noch eine individuelle Note. Emotionen sollte die neue Schaltzentrale der bundesrepublikanischen Regierung ausdrücklich nicht wecken, dies war Wunsch der auslobenden Regierung. Nüchternheit, formale Klarheit, Funktionalität und die ausdrückliche Abkehr von der monumentalen Architektur der nationalsozialistischen Diktatur sollten das Bauwerk bestimmen. Auch wenn das Gebäude im Inneren durch die großzügige Verglasung und Raumaufteilung durchaus einladend wirkt, lassen andere Elemente den Sitz des Regierungschefs geradezu geduckt, vielleicht sogar ängstlich erscheinen: Die Vorfahrt für Staatsgäste aus aller Welt ist niedrig, bedrückend, nicht einladend oder offen.

Im Kanzlertrakt, der im 1. OG mit den Büros der Mitarbeiter des Amtes über eine Brücke, die „Seufzerbrücke“, verbunden ist, empfingen die Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) und Helmut Kohl (CDU) zahlreiche hochrangige Gäste aus aller Welt. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) regierte von hieraus noch bis Sommer 1999, bevor er zunächst in das provisorische Kanzleramt in Berlin im ehemaligen Staatsratsgebäude der DDR, dann im Mai 2001 in das neu errichtete Gebäude am Spreeufer einzog. Durch die Nähe zum Parlament und die Einbettung in das großzügige Parkareal mit Palais Schaumburg, Kanzlerbungalow und Villa Hammerschmidt, dem Bonner Amtssitz des Bundespräsidenten, hebt sich das schlichte Gebäude trotz aller Kritik wohltuend hervor.

Heute wird das ehemalige Bundeskanzleramt in Bonn als erster Dienstsitz des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) genutzt. Die historisch relevanten Räume im ehemaligen Kanzlertrakt - Kanzlerbüro mit Empfangsraum und großer Kabinettsaal - sind im Rahmen von Führungen zu ausgewählten Zeiten zu besichtigen.

In Zusammenarbeit mit: Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen

 


zum Ort: Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

Adresse

Adenauerallee 139–141/Dahlmannstraße 4
53113 Bonn

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Das Bundeskanzleramt ist eine Station auf dem Weg der Demokratie (Stadt Bonn / Stiftung Haus der Geschichte).