Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Franziska Kraufmann

Museum Hohenasperg

Arsenalbau

Der Kampf für Freiheit und Mitbestimmung konnte gefährlich sein. Jahrhundertelang diente die Festung Hohenasperg als Gefängnis für Vorkämpfer der Demokratie. Seit 2010 erinnert das Museum im Arsenalbau auch an die politischen Gefangenen.


„Freiheitsgrab“, „Demokratenbuckel“, „schwäbische Bastille“: Weit über Württemberg hinaus galt der Hohenasperg lange als das politische Gefängnis schlechthin. Heute ist er ein baden-württembergischer Erinnerungsort. Die ehemalige württembergische Landesfestung diente schon im 18. Jahrhundert als Gefängnis. Hier musste sich Joseph Süß Oppenheimer 1737 einem monatelangen Untersuchungsverfahren stellen, obwohl sein Todesurteil von vorneherein feststand. Hier sperrte Herzog Karl Eugen von 1777 bis 1787 den ihm unbequemen Kritiker Friedrich Daniel Christian Schubart ein. Hier büßten freiheitsbewegte Studenten 1824/25 für ihre Mitgliedschaft in einem republikanischen „Jünglingsbund“. Vor allem in der Zeit der Revolution 1848/49 füllte sich das Gefängnis mit hunderten von Untersuchungsgefangenen, die teils jahrelang auf ihren Prozess wegen „Hochverrats“ warten mussten. Nur wenige wurden letztendlich verurteilt, aber der Revolution fehlten sie. „So war es und wird’s ewig sein: Wer Freiheit liebt, den sperrt man ein”, dichtete der Hohenasperghäftling Theobald Kerner 1851 resigniert.

Doch der Hohenasperg war nicht nur Ort der Repression. Seit die jungen Dichter des Sturm und Drang sich öffentlich über die Festungshaft von Christian Friedrich Daniel Schubart empörten, wurde der Hohenasperg zum Symbol für absolutistische Willkürherrschaft. Die Jünglingsbund-„Demagogen“ trafen sich während ihrer Haft zu politischen Diskussionen, erhielten Pakete von Unterstützern und konnten sogar einen ihrer Bewacher politisieren. Er wurde zum Anführer eines republikanischen Umsturzplans 1832/33. Das Gefängnis war für ihn also ein Ort der politischen Bildung gewesen. Die Funktion des Hohenasperg als Instrument zur Unterdrückung der Revolution 1848/49 grub ihn endgültig als Wahrzeichen für den Kampf um demokratische Rechte wie Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Volksbewaffnung, Mitbestimmung ins kollektive Gedächtnis ein.

Die Ausstellung im ehemaligen Arsenalgebäude der Festung bereitet die Geschichte des Hohenaspergs und seiner Gefangenen mit eindrucksvollen Originalobjekten und Dokumenten unter mehreren Blickwinkeln auf: Wie verlief das Leben der Häftlinge? Was dachten, was empfanden sie? Warum wollte die Staatsmacht sie hinter Gittern sehen? Wie blickte die Öffentlichkeit auf die Inhaftierungen? Unter den 23 Häftlingsbiographien finden sich zehn von Männern, die für ihren Kampf für Werte der Demokratie inhaftiert waren (der Hohenasperg war ein Männergefängnis), wie der Kritiker absolutistischer Willkür Christian Friedrich Daniel Schubart, der kämpferische Republikaner Friedrich Gottlob Franckh, die 1848er Gottlieb Rau, Gustav Werner, Theobald Kerner, Ludwig Schaller, Johann Baptist Bauernfeind, Heinrich Elsner und Joseph Fickler. Aber auch der „Remstalrebell“ Helmut Palmer, der in der jungen Bundesrepublik wortstark und mit teils ungewöhnlichen Aktionen Zivilcourage und antifaschistischen Widerstand einforderte, wird im Museum gezeigt. Die Ausstellung macht deutlich: Der Hohenasperg ist ein Ort der Erinnerung an das Ringen um die deutsche Demokratie.

Adresse

Hohenasperg
71679 Asperg