Im Landkreis Schwandorf bei Wackersdorf in der Oberpfalz sollte in den 1980er Jahren eine Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll gebaut werden. Nach jahrelangen massiven Protesten der Umweltbewegung wurden die Pläne für den Bau der Anlage 1989 aufgegeben.
1979 einigten sich Bund und Länder auf den Bau einer deutschen Wiederaufbereitungsanlage (WAA), in der aus verbrauchten Atombrennstäben Uran und Plutonium gewonnen werden sollte. 1981 rückte als Standort ein Gelände in der Nähe des Ortes Wackersdorf im Landkreis Schwandorf in den Fokus. Daraufhin gründete sich die „Bürgerinitiative Schwandorf gegen die WAA“. Im Februar 1982 organisierte die Bürgerinitiative ihre erste Großkundgebung. Treffpunkt der zunächst friedlichen Proteste wurde das Franziskus-Materl bei Altenschwand, das Aktivisten errichtet hatten. Unterstützung erhielt die Protestbewegung vom SPD-Landrat Hans Schuierer, der 1984 die Baugenehmigung für die WAA verweigerte. Daraufhin erließ Bayern ein Gesetz, das als „Lex Schuierer“ bekannt wurde und das dem Landrat die Zuständigkeit entzog und der Regierung der Oberpfalz übertrug. Im Dezember 1985 begann man unter massivem Polizeischutz, das ins Auge gefasste Baugelände zu roden. Die Atomgegner:innen errichteten ein Hüttendorf auf dem von der Rodung bedrohten Gelände, das nach zwei Tagen geräumt wurde. Dabei wurden etwa 900 Protestierende festgenommen. 1986 gingen die Protestkundgebungen mit bis zu 100.000 Menschen weiter. Obwohl die Bürgerinitiative zur Gewaltfreiheit aufrief, kam es immer wieder zu Ausschreitungen, die von der Polizei mit massiver Gewalt beantwortet wurden, besonders im Juni 1986.
Die Umweltbewegung, die auch wegen der Atomkatastrophe im sowjetischen Tschnernobyl neuen Auftrieb bekam, ging nicht nur mit Protesten vor Ort, sondern auch juristisch gegen die WAA vor. Im Januar 1988 hob der bayerische Verwaltungsgerichtshof den Gesamtbebauungsplan auf. Zwar wurde auf der Grundlage von Einzelbaugenehmigungen noch weitergearbeitet, aber nun wurde es den an der Errichtung der WAA beteiligten Energieunternehmen juristisch zu unsicher und zu teuer. Im Mai 1989 wurde der Bau eingestellt.
