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Dresden-Gittersee

Im Mai 1987 beschloss das Politbüro der DDR den Bau eines Reinstsiliziumwerkes in Dresden-Gittersee. Aus Angst vor einer Umweltkatastrophe leistete die Bevölkerung massiven Widerstand, der gewaltsam niedergeschlagen wurde. Trotzdem konnte der Bau des Reinstsiliziumwerkes verhindert werden.


Das geplante Reinstsiliziumwerk Dresden-Gittersee sollte Material für die Dresdner Chipherstellung im Rahmen des Mikroelektronikprogramms der DDR liefern. Außerdem sollte es den Bergleuten im Uranabbau in Dresden-Gittersee eine Zukunftsperspektive bieten, da die dortigen Uranvorräte erschöpft waren. Zur Herstellung des Reinstsiliziums hätte hochentzündliches Trichlorsilan (TCS) aus einem Chemiewerk bei Riesa mit der Bahn oder mit Tanklastern angeliefert werden müssen. Da bei der Verbrennung von TCS Chlorgas freigesetzt wird, hätte schon die Explosion eines einzigen TCS-Lasters eine Umweltkatstrophe ausgelöst. Außerdem lag der geplante Standort in der Einflugschneise des Dresdener Flughafens. Ein Flugzeugabsturz auf das Reinstsiliziumwerk hätte ebenfalls katastrophale Folgen gehabt. Verschiedene Dresdener Behörden bezogen deutlich Stellung gegen das Projekt. Vor allem aber regte sich in der Bevölkerung massiver Widerstand, angeführt von Umweltaktivistinnen und -aktivisten und den örtlichen Kirchengemeinden, die immer wieder Bittandachten gegen das Vorhaben veranstalteten. Trotz einer großangelegten Propagandaaktion für das Projekt hielt der Widerstand an.

Im Juli 1989 kam es vor den Toren des Baugeländes zu einer ersten Großdemomnstration, die noch nicht unterbunden wurde. Eine weitere Demonstration vor dem Werksgelände wurde mit Gewalt gestoppt, 20 Demonstrantinnen und Demonstranten wurden verhaftet; viele weitere wurden niedergeknüppelt. Zwar war nun der Widerstand gebrochen, aber es blieb beim Rohbau. Ende November 1989, also kurz nach der friedlichen Revolution in der DDR, beschloss die DDR-Regierung den Stopp des Vorhabens. Der Rohbau wurde Jahre später Teil der Keksfabrik „Dr.Quendt“, die dort immer noch produziert.

In Zusammenarbeit mit: Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.

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