Martin Geisler, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Beat-Demo

Wilhelm-Leuschner-Platz

Beatmusik, die ursprünglich aus Großbritannien kam und später nach Westdeutschland wanderte, zog in den 1960er Jahren mit Erfolg auch in die DDR ein. Besonders beliebt war die sogenannte Beatszene bei Jugendlichen in Großstädten wie Berlin oder Leipzig.


Ermöglicht wurde die Verbreitung in Ostdeutschland unter anderem durch eine vorübergehende Lockerung der Jugend- und Kulturpolitik der SED ab 1962. Doch die Entstehung solcher neuer, unabhängiger Musikszenen wurde vom SED-Regime in der Regel als Bedrohung wahrgenommen, vor allem, wenn diese sich auf westlich geprägte Musik bezogen. Die Szenen wurden als ein Zeichen von jugendlicher Emanzipation, Rebellion, Unangepasstheit und Protest verstanden. Als die Lockerungen der Regierung mit Blick auf die Jugendkultur Anfang 1965 Schritt für Schritt wieder aufgehoben wurden, hatte das entsprechend auch Auswirkungen auf die Beatszene.

Im Oktober 1965 wurde 44 Leipziger Bands Auftrittsverbot erteilt. Betroffen war auch die beliebte Band Butlers. Man stellte die Beatmusiker, die unter dem Einfluss der Westmusik standen, als „Gammler“ und „Arbeitsbummelanten“ dar. Das Verbot stieß allerdings auf Protest. Eine Gruppe von Jugendlichen rief in Leipzig mit selbstgedruckten Flugblättern zur Demonstration auf: „Beat-Freunde! Wir finden uns am Sonntag, den 31.10.65 10 Uhr – Leuschnerplatz zum Protestmarsch ein.“

Trotz Einschüchterungsversuchen versammelten sich an diesem Tag zwischen 1.000 und 2.000 Jugendliche und junge Erwachsene auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, wobei sich unter ihnen auch zahlreiche Funktionäre in Zivil befanden. Die Volkspolizei rückte mit Schlagstöcken, Wasserwerfer und Hundestaffel an. Als die Protestierenden sich weigerten, den Platz vor dem neuen Rathaus zu verlassen, wurde die friedliche Beatdemo unter unverhältnismäßiger Gewaltanwendung aufgelöst. Die Volkspolizei nahm mehr als 250 Personen fest.

Im Folgenden wurde durch die Medien gezielt gegen die Beatszene agitiert und vermehrt auch auf rechtlicher Ebene gegen deren Angehörige vorgegangen.

In Zusammenarbeit mit: Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.

Adresse

Wilhelm-Leuschner-Platz
04107 Leipzig