WGM gGmbH

UNESCO Weltnaturerbe Grube Messel

Die Grube Messel ist ein UNESCO Weltnaturerbe und eine der bedeutendsten Fossillagerstätten des Eozäns. Es ist hartnäckigen und intensiven Bürgerprotesten zu verdanken, dass dieses Naturgut nicht in eine Mülldeponie verwandelt wurde. Heute steht sie für Forschung, Naturschutz und gelebte Demokratie.


Zunächst war die Grube Messel ein Bergbaugelände, auf dem Ölschiefer abgebaut und daraus Mineralöl gewonnen wurde. Betrieben wurde sie zunächst von der eigens dafür gegründeten „Gewerkschaft Messel“. In der Zeit des Nationalsozialismus gehörte sie zur I.G. Farben. Größtenteils junge Frauen aus besetzten Ländern in Osteuropa wurden unter unmenschlichen Bedingungen zur Zwangsarbeit eingesetzt. Seit dem späten 19. Jahrhundert wurden beim Abbau des Ölschiefers immer wieder bedeutende fossile Skelette gefunden. 1971 wurde der aktive Bergbau in der Grube eingestellt.

Die Demokratiegeschichte beginnt in Messel unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Zahlreiche Heimatvertriebene aus dem ehemaligen Sudetenland und Schlesien ließen sich in dem evangelisch geprägten Bergbauort nieder. Den überwiegend katholischen Neubürgerinnen und -bürgern fehlte jedoch eine kirchliche Heimat. Sie organisierten sich und errichteten innerhalb eines halben Jahres aus dem Spritzenhaus der „Gewerkschaft Messel“ die „Antonius-Kapelle“, die schon im Dezember 1945 geweiht wurde.

Nach dem Ende des Bergbaus sollte die Grube trotz der wissenschaftlichen Bedeutung der Fossilienfunde zur größten Mülldeponie Südhessens umgewandelt werden. Als Reaktion auf die ersten konkreten Schritte dafür formierte sich 1975 die Bürgerinitiative zur „Verhinderung der Mülldeponie Messel e. V.“ Über Jahre setzte sie sich gemeinsam mit der Gemeinde Messel, Forschenden sowie politisch Verantwortlichen für den Erhalt der Grube ein. Das Gerichtsurteil, das den Deponieplänen ein Ende bereitete, wurde 1987/88 gefällt. Die Entscheidung begründete das Gericht mit sachlichen Mängeln im Bauantrag sowie einem unzureichenden Sicherheitskonzept. Gleichzeitig wurde in der Öffentlichkeit die Notwendigkeit einer Mülldeponie dieser Größenordnung vor dem Hintergrund demografischer Veränderungen infrage gestellt. Ökologische Fragestellungen rückten zunehmend in den Fokus der Landesregierung. 1990 erwarb das Land Hessen das Gelände, und 1995 erklärte die UNESCO die Grube Messel aufgrund der einzigartigen Fossilienfunde zum ersten deutschen Weltnaturerbe.

Am Grubenrand lädt das Museum Besuchende mit einer multimedialen Dauerausstellung und wechselnden Sonderausstellungen ein, die Historie des Ortes sowie aktuelle geowissenschaftliche Forschungsergebnisse zu entdecken. Zudem entstehen aktuell neue Vermittlungsformate zu den Themen Bürgerengagement und Demokratiegeschichte. Das weitläufige Außengelände bietet Schautafeln, Themenspielgeräte, Kunstinstallationen und eine Aussichtsplattform mit eindrucksvollem Blick in die Grube. Wer sie aktiv erleben möchte, nimmt an einer Führung teil oder sucht im „Grab’ Mal“ unter fachkundiger Anleitung selbst nach Fossilien.


zum Ort: Welterbe Grube Messel gGmbH

Adresse

Roßdörfer Straße 108
64409 Messel