Foto: Martin von Minden

Landesrundfunkanstalt Bremen

Am 9. und 10. Juni 1950 versammelten sich in Bremen die Intendanten und die Vorsitzenden der Aufsichtsgremien der westdeutschen Rundfunkanstalten. Es war die Geburtsstunde der ARD.


Die dezentrale Organisation des Rundfunks, die von den westlichen Alliierten nach dem Krieg eingeführt wurde, sollte verhindern, dass eine zentrale Instanz den Rundfunk kontrolliert. Sie schützte die Unabhängigkeit der Journalisten durch eine vielfältige Besetzung der Aufsichtsgremien. Gleich nach Verabschiedung des Grundgesetzes versuchte der Bund jedoch, die Rundfunkanstalten stärker zu zentralisieren und zu regulieren.

Die Gründung der ARD in Bremen war daher auch ein Zeichen der Selbstbehauptung gegen diese Bestrebungen: gegen ein Bundesrundfunkamt, gegen einen staatsnahen Rundfunk wie in der Weimarer Republik – und für ein föderales Modell, bei dem die einzelnen Regionen ihre eigenen öffentlich-rechtlichen Sender haben. Dieses Modell ist bis heute ein Stabilitätsanker für die Demokratie in Deutschland. Die Gründung der ARD nahm den Zentralisten unter den Medienpolitikern den Wind aus den Segeln.

Dass gerade Radio Bremen zum Gastgeber dieser wichtigen Sitzung wurde, war kein Zufall. Radio Bremen gehörte zu den Keimzellen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Nachkriegsdeutschland. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bildeten Bremen und Bremerhaven eine amerikanisch besetzte Enklave innerhalb des britisch kontrollierten Gebiets. Bereits in den ersten Monaten nach Kriegsende begannen die Amerikaner mit dem Aufbau eines Radiosenders, der nach dem US-Prinzip einer dezentralen Rundfunkstruktur mit lokalen Sendern funktionieren sollte. Der Offizier Edward E. Harriman eröffnete die erste Rundfunkstation in einer beschlagnahmten Kaufmannsvilla am Rande der Innenstadt. Mit Zeitungsannoncen suchten die Amerikaner Sprecher, Redakteure und Musiker für ein deutsches Rundfunkprogramm, das zunächst unter amerikanischer Kontrolle in Bremen ausgestrahlt werden sollte. Am 23. Dezember 1945 ging Radio Bremen schließlich auf Sendung mit der legendären Stationsansage „This is Radio Bremen on 499 meters. Starting today, Radio Bremen will be on the air daily...“ Im Jahr 1946 wurde die Leitung einem deutschen Intendanten übertragen. 1949 erhielt der Sender den Status eine Anstalt öffentlichen Rechts. Ein Jahr später erfolgt die Gründung der ARD. Seither ist Radio Bremen als kleinste deutsche Rundfunkanstalt mit Innovationskraft, Mut für Experimente und seine enge Verbindung zum lokalen Publikum ein wichtiger Bestandteil der ARD-Familie.

Das heutige Funkhaus von Radio Bremen besteht aus drei Gebäuden, die im Jahr 2007 am Rande der Bremer Innenstadt direkt an der Weser gebaut wurden. Die gläsernen Fassaden des Funkhauses stehen für die Idee eines modernen Medienzentrums: Transparenz nach außen und innen, Kommunikation, Austausch und ein Miteinander von Kolleginnen und Kollegen. Dieser Anspruch wird durch die Bronzeplastik „Der Rufer“ unterstrichen, die vor dem Funkhaus aufgestellt ist. „Der Rufer“ wurde 1966 von Gerhard Marcks für Radio Bremen geschaffen und steht symbolisch für die Freiheit und die Verpflichtung des Rundfunks, seine Botschaft in die Welt zu senden. Eine Kopie des „Rufers“ steht heute vor dem Brandenburger Tor und trägt den Gedanken der freien Meinungsäußerung auch an diesen symbolträchtigen Ort.

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