Jahresbericht 2024

Auf rotem Hintergrund liegen gitterförmige weiße Linien. Ein weißer Halbkreis bedeckt die rechte Bildhälfte über fast die gesamte Höhe. Zentriert davor liegt eine hellgrau ausgefüllte Deutschlandkarte. Gelbe Gitterlinien durchlaufen die Karte, auf der Orte mit gelben Punkten markiert sind.

Der erste Jahresbericht unserer Stiftung liegt vor.

„Past forward“ hieß es 2024. Erhalten Sie kompakt Einblicke in die Arbeit des ersten vollen operativen Jahres unserer Stiftungsarbeit: 58 Projektförderungen, 35 Kooperationen und zahlreiche Eigenformate haben die wechselvolle deutsche Demokratiegeschichte und ihre Orte erfahrbar gemacht.

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.

Jahresbericht 2024 der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte (barrierefrei; PDF, 18,7 MB)

Willkommen


„Past forward“ war die Maxime des ersten vollen operativen Stiftungsjahres.
Als bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Frankfurt am Main konzentriert sich unsere Stiftung auf gesellschaftliche Auseinandersetzungen mit der wechselvollen deutschen Demokratiegeschichte vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Wir vermitteln Demokratiegeschichte und ihre Orte, um Bewusstsein und Haltung für Demokratie zu fördern.

Kennenlernen: Über uns

Unser gesetzlicher Auftrag ist es, das öffentliche und individuelle Bewusstsein für die deutsche Demokratiegeschichte und deren Bedeutung zu stärken. Mit all ihren Brüchen, Herausforderungen und Fortschritten bringen wir diese Geschichte(n) ab dem späten 18. Jahrhundert in Bildung, Wissenschaft und Gesellschaft zur Sprache. Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen dabei die Orte, an denen sie geschrieben wurden. Sie machen erfahrbar, wie essenziell demokratische Werte für Freiheit, Gerechtigkeit und ein starkes Miteinander damals wie heute sind. Die Geschichte der Demokratie in Deutschland ist dabei unweigerlich Teil eines größeren Ganzen – der europäischen und globalen Demokratiegeschichte.

Wir sind überzeugt, wer sich mit der Geschichte der modernen Demokratie seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert auseinandersetzt, gewinnt ein tiefes Verständnis für Freiheit, Vielfalt und Rechtsstaatlichkeit – die Grundpfeiler unseres demokratischen Zusammenlebens.

Demokratisches Engagement braucht historische Vorbilder. Sie zeigen, dass jede und jeder Einzelne etwas bewegen kann. Zugleich gibt uns unsere Demokratiegeschichte auch den Auftrag und die Verantwortung für eine schonungslose Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.

Demokratiegeschichte ist multiperspektivisch. Sie hat keine Metaerzählung, sondern setzt sich aus einer Vielzahl an Narrativen zusammen. Diese sind jedoch wissenschaftlich fundiert, kontextualisiert und orientiert an historischen Aufzeichnungen.

Die deutsche Demokratiegeschichte ist dabei eng verwoben mit der europäischen und weltweiten Geschichte der Demokratie. Ein gemeinsames geschichtliches Bewusstsein trägt zur Identitätsbildung bei und kann ein verbindendes Element einer pluralen, offenen Gesellschaft sein.

Wer weiß, was war und die Geschichte kennt, kann die Zukunft erfolgreich aktiv mitgestalten. Denn Erfolge und Misserfolge vergangener Generationen zeigen uns immer wieder, was es bedeutet, für Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit einzustehen. Gerade im Zeitalter der Beschleunigung kann Geschichte helfen, ein Stück Ordnung ins Chaos zu bringen, mit Abstand Sachverhalte zu betrachten und in größeren Zusammenhängen zu denken.

Geschichte ist unser Zukunftsgedächtnis.

Für viele ist die Markierung des Ortes bildhaft mit diesem gleichgesetzt, nicht zuletzt seit Jens Eilstrup Rasmussens allgegenwärtigem Design des Google Maps Pins im Jahr 2005. Demokratie braucht Orte, an denen ihre Ereignisse lokalisiert, markiert, sichtbar und erfahrbar gemacht werden.

Orte sind historische Stätten und Schauplätze, an denen Menschen für Freiheit, Pluralismus und Mitbestimmung kämpften. Wo Demokratie errungen, verteidigt, eingefordert und gestaltet wurde. Durch diese Orte wird der demokratische Prozess für uns greifbar.

Der Begriff „Orte“ umfasst für uns sowohl geografische Ereignisorte als auch symbolische Erinnerungsorte. Diese Orte sind mit der Demokratiegeschichte verbunden, stehen für die vielfach gebrochenen demokratischen Traditionen Deutschlands und sollen stärker im öffentlichen Bewusstsein verankert werden. Die deutsche Demokratiegeschichte und ihre Orte sind hierbei unweigerlich Teil einer gemeinsamen europäischen und globalen Demokratiegeschichte.

Orte fördern interaktives Erinnern und geben Raum für Debatten, Diskurse und Impulse. Auf unserer Demokratiekarte markieren wir sie und zeigen, dass Orte der Demokratiegeschichte in allen Regionen Deutschlands und darüber hinaus vorhanden sind. An vielen Orten haben Menschen die Entwicklung der Demokratie geprägt: kommunal, regional, föderal, europäisch und global. Gemeinsam ergeben sie ein Netz aus demokratiegeschichtlichen Orten, die uns leiten und miteinander verbinden.

Statements zur Stiftung

Claudia Roth steht in einer bestickten, blau-grünen Jacke und hellgrünem Oberteil auf einem Balkon und blickt in die Kamera. Im Hintergrund sieht man die Kuppel des Reichstags und den Berliner Fernsehturm.
© Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Foto: J. Konrad Schmidt
Volker Bouffier steht in blauem Anzug mit weißem Hemd und roter Krawatte lächelnd vor einer grauen Wand und blickt in die Kamera.
© Tobias Koch
Oberbürgermeister Mike Josef lächelt in die Kamera. Er trägt einen dunklen Anzug. Im Hintergrund sind unscharf Säulen und Lichter zu sehen.
© Stadt Frankfurt, Foto: Oliver Tamagnini

Zahlen: Stiftung auf einen Blick

Erinnern: Unsere Geschichte

Fördern: Projektbeispiele & -übersicht


Unser zentrales Anliegen ist es, deutschlandweit Menschen zur Auseinandersetzung mit der deutschen Demokratiegeschichte und ihren Orten anzuregen.

Wir unterstützen innovative, inklusive und breitenwirksame Projekte mit gesamtgesellschaftlicher Relevanz und Bezug zu Orten der deutschen Demokratiegeschichte.

Auf unseren Förderaufruf gingen 145 Förderanträge ein, die facettenreiche Perspektiven auf über zwei Jahrhunderte demokratischer Entwicklung boten. Für das Berichtsjahr 2024 konnten 58 Projekte mit einer Gesamtfördersumme von 2.104.093,86 EUR unterstützt werden.

Bitte entnehmen Sie die verbindlichen und detaillierten Bedingungen der Projektförderung unseren aktuellen Fördergrundsätzen.


Erhalten Sie eine Übersicht aller 58 geförderten Projekte des Berichtsjahres 2024 oder sammeln Sie weitere Informationen und Eindrücke zu allen aktuellen Förderprojekten.

Vermitteln & Vernetzen:
Kooperationen & Eigenformate


Wir vermitteln die wechselvolle deutsche Demokratiegeschichte durch historisch-politische und kulturelle Bildungsprojekte.

Wir vernetzen Akteurinnen und Akteure der historisch-politischen und kulturellen Bildungsarbeit in Deutschland, sind zentrale Ansprechpartnerin für die Förderung der Demokratiegeschichte des Bundes und streben einen europaweiten und globalen Austausch an.

Kooperationen sind ein zentrales Instrument unserer Arbeit. Gemeinsam mit Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie zivilgesellschaftlichen Partnerinnen und Partnern erschließen wir neue Zugänge zur Demokratiegeschichte. Wir machen historische Zusammenhänge in vielfältigen Formaten sichtbar – von Musik und Theater über Festivals bis hin zu Ausstellungen und Publikationen.

Im Jahr 2024 haben wir mit 44 Partnerinnen und Partnern der historisch-politischen und kulturellen Bildung 35 Kooperationen mit einem Gesamtförderbetrag von 916.710,25 EUR umgesetzt.


Erhalten Sie eine Übersicht aller 44 Partnerinnen und Partner gemeinsam mit denen wir unsere ersten 35 Kooperationen umgesetzt haben.

Unsere Eigenformate setzen auf Outreach. Sie eröffnen niedrigschwellige Zugänge zur komplexen Demokratiegeschichte und machen deren Ambivalenz erfahrbar. Lernen Sie hier eine Auswahl unserer Eigenformate kennen:

Roll-Up-Ausstellung: Council for a Democratic Germany (CDG)

Die Ausstellung stellt deutsche Exilierte im Zweiten Weltkrieg vor und veranschaulicht die Vorschläge des CDG zur demokratischen Neugestaltung Deutschlands nach dem Krieg. Der 1944 in New York gegründete CDG vereinte überparteilich Exilierte – aus Politik, Kultur, Kunst und Theologie.

Open-Air-Ausstellung: Deine Orte der Demokratiegeschichte

Mit modularen Open-Air-Ausstellungen tragen wir Demokratiegeschichte direkt in den öffentlichen Raum und in die Mitte der Gesellschaft. Die erste auf Bauzaunplanen gedruckte Ausstellung widmete sich dem Thema „Der Marktplatz – Die Bühne deiner Demokratie“.

Bildband: Verfassungsorte

Der Bildband „Verfassungsorte: Stationen auf dem Weg zur deutschen Demokratie“ beleuchtet 26 Orte und Gebäude, die die Entwicklung der deutschen Demokratie prägten. Er umfasst Stationen von der Kaiserwahl und dem immerwährenden Reichstag über die Verfassungsentwürfe des 19. Jahrhunderts, die Weimarer Reichsverfassung bis hin zum Beschluss des Grundgesetzes 1949, der Friedlichen Revolution von 1989/90 und der Einbindung der deutschen Verfassung in die europäischen Institutionen.

Statements: Demokratiegeschichte

Verorten: Demokratieorte & Plakette


Wir machen deutsche Demokratiegeschichte an Orten greifbar, die für demokratische Traditionen Deutschlands stehen.

Seit April 2024 erweitern wir das Projekt „Deutschlandkarte der Demokratie“. Ziel ist es, Demokratiegeschichte vor Ort erlebbar zu machen und zur Auseinandersetzung mit demokratischen Werten anzuregen.

Deutschlandkarte der Demokratie

Die interaktive Karte macht die Vielfalt der deutschen Demokratiegeschichte sichtbar und zeigt, dass Menschen in allen Regionen Deutschlands für Grundrechte, Mitbestimmung und Rechtsstaatlichkeit gekämpft haben. Sie verzeichnet 230 Orte (Stand: 31.12.2024), an denen demokratiegeschichtlich bedeutsame Ereignisse stattfanden oder an solche aktiv erinnert wird.

Plakette „Ort der Demokratiegeschichte“

Die Plakette markiert Orte der Demokratiegeschichte und verlinkt per QR-Code auf die interaktive „Deutschlandkarte der Demokratie“. Diese Orte verdeutlichen die vielfältigen Facetten der deutschen Demokratiegeschichte und betonen die Bedeutung von Erinnerung und Bildung für die Bewahrung demokratischer Werte. 118 Plaketten wurden bislang vergeben, 23 davon im Jahr 2024.

Organisieren: Governance & Finanzen

Die Gremien der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte sind der Stiftungsrat und der Stiftungsbeirat. Ihre Aufgaben sind in unserer Satzung geregelt und im Gesetz zur Errichtung einer „Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ festgehalten.

Eine Übersicht der aktuellen Gremienmitglieder finden Sie hier.

Im Berichtsjahr 2024 war Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (2021-25), Vorsitzende des Stiftungsrats und Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Vorsitzende des Stiftungsbeirats.

Claudia Roth (Vorsitzende des Stiftungsrats im Berichtsjahr 2024)
Dr. Anna Kaminsky (Vorsitzende des Stiftungsbeirats im Berichtsjahr 2024)

Die Geschäftsräume der Stiftung sind in der Deutschen Nationalbibliothek am Standort Frankfurt am Main untergebracht. Eine Übersicht des Teams der Geschäftsstelle finden Sie hier.

Im Berichtsjahr 2024 betrug die Zuwendung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) 4.043.049,23 EUR. Diese Einnahmen wurden in die Ausgabenposten Projektförderung, Kooperationen, Eigenformate, Personal sowie Betriebskosten & Öffentlichkeitsarbeit investiert.

Eine kreisförmige Grafik stellt die Ausgaben 2024 dar. Die einzelnen Balken unterscheiden sich in Farbe und Länge und zeigen so die unterschiedliche Höhe der Ausgaben je Bereich an. Projektförderung: 52,0 %, Kooperationen: 22,7 %, Personal: 17,1 %, Betriebskosten und Öffentlichkeitsarbeit: 5,5 %, Eigenformate: 2,7 %.

Bildquellen

  • Dr. Kai-Michael Sprenger: Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte, Foto: Alexander Paul Englert
  • Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (2021 – 25) und Vorsitzende des Stiftungsrats: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Foto: J. Konrad Schmidt
  • Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident a. D. und stellv. Vorsitzender des Stiftungsrats: Tobias Koch
  • Oberbürgermeister Mike Josef, Stadt Frankfurt am Main: Stadt Frankfurt, Foto: Oliver Tamagnini
  • Festung Königstein gGmbH: Festung Königstein gGmbH
  • Haus der Stadtgeschichte Offenbach am Main: Haus der Stadtgeschichte Offenbach am Main
  • PEN Berlin: PEN Berlin, Foto: Philipp Baumgartner
  • Stadt Lörrach: Stadt Lörrach, Foto: Kristof Meller
  • Stadt Plauen: Stadt Plauen, Foto: IP
  • Stadtmuseum Dresden: Stadtmuseum Dresden
  • 3. Oktober – Deutschland singt und klingt: Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte
  • 1832. Das Fest der Demokratie: Kai Mehn
  • Der 12. Mai 1949: Verpflichtung und Auftrag – Damals wie heute: Hessische Staatskanzlei, Foto: Paul Müller
  • Störenfriede: Jazz, Protest und Revolution: DNB, Foto: Carl Götz
  • Tour de Demokratie: Bundesregierung, Foto: T. Köhler
  • Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte: Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte, Foto: Jana Groß
  • Wir das Grundgesetz: Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte, Foto: Jana Groß
  • Woche der Meinungsfreiheit: SFR, Foto: Rainer Justen
  • Zeugnisse – Interviews mit Holocaust-Überlebenden: ZDF, Foto: Ricardo Wiesinger
  • Council for a Democratic Germany: Hessische Staatskanzlei, Foto: Paul Müller
  • Deine Orte der Demokratiegeschichte: Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte
  • Verfassungsorte: Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte
  • Claudia Roth: eauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Foto: J. Konrad Schmidt