Erinnerungsstätte Baltringer Haufen

Bauernkrieg in Oberschwaben

In den ersten Wochen des Jahres 1525 wurde Baltringen in Oberschwaben zu einem der wichtigsten Orte des Protests in der Krise des Feudalsystems rund um das Jahr 1525. Aus weitem Umkreis kamen die Protestierenden zusammen, erst in einem Wirtshaus, dann im moorigen Gelände vor den Toren des Ortes. Über Wochen fanden die Treffen regelmäßig donnerstags statt. Man geht von rund 18.000 Personen aus. 

Treffen und Verhandlungen des Bauern mit Vertretern des Schwäbischen Bundes

Die Protestversammlungen mündeten in Verhandlungen mit den Herren der Bauern, die sich im Schwäbischen Bund (Adel, Prälaten, Freie Reichsstädte) zusammengeschlossen hatten. Die Bauern nahmen vor allem Anstoß an der gängigen Entmündigung (Leibeigenschaft), an der Willkür der Herren, an der menschenunwürdigen Behandlung. Sie drückten dies in über 300 Beschwerdeschriften aus. 

Titel der Zwölf Artikel

Ihre Hauptforderung: eine an der christlichen Botschaft orientierte Ordnung, dem „göttlichen Recht.“ Darüber kam es im Ried bei Baltringen zu einer Verständigung mit der Obrigkeit. Der Baltringer Haufen betrieb den Zusammenschluss der Bauern vom Bodensee und dem Allgäu mit ihnen. Dieser gab sich die Bezeichnung „Christliche Vereinigung“ und wählte Memmingen als Ort der Versammlung. Die Stadt an der Iller hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits zur evangelischen Konfession bekannt. 

Abgeordnete aus allen drei Haufen tagten mehrfach. Die Zusammenkunft trägt die Bezeichnung „Bundestag“. Wichtigstes Ergebnis: der Beschluss der Zwölf Artikel, einer Bundesordnung sowie einer Landesordnung. Sie organisierten sich zu insgesamt 27 Bauernhaufen mit Hauptleuten und Räten.  

Die Zwölf Artikel werden als erste Forderung von Menschen- und Freiheitsrechten betrachtet. Die Inhalte dieses Manifestes sind begründet durch Hinweise auf Bibelstellen. Es verbreitete sich blitzschnell im süddeutschen und mitteldeutschen Raum und führte zum Flächenbrand des Bauernkriegs 1525. In zahlreichen Regionen beriefen sich die Protestierenden auf die Zwölf Artikel. Es kam auf deren Basis zu Verträgen mit den Herrschenden. 

Denkmal an Ulrich Schmid, Anführer des Haufens

Angestrebt waren in den Zwölf Artikeln und anderen Veröffentlichungen eigenständige Kommunen nach dem Muster der Schweizer Urkantone („Wer meret Schwytz“) oder Freien Reichsstädte. Zentral ist die Forderung nach Freiheit in den Zwölf Artikeln: „Darum ergibt sich aus der Schrift, dass wir sind, und deshalb wollen wir’s sein.“  

Die Landesherren führten zum Schein Verhandlungen, nahmen aber bei erster sich bildender Gelegenheit den militärischen Kampf auf gegen die Bewegung. Der Professionalität der Heere der Obrigkeit waren die Bauern nicht gewachsen und mussten kapitulieren. Die Rache der Sieger war äußerst blutig und brutal. 

Dieser ersten republikanisch-demokratischen Entwicklung in Oberschwaben und im Allgäu ist im Rathaus Baltringen seit dem Jahre 1984 eine Erinnerungsstätte gewidmet. 

Bildquellen

  • Logo Baltringer Haufen: Erinnerungsstätte Baltringer Haufen
  • Treffen und Verhandlungen des Bauern des Baltringer Haufens mit Vertretern des Schwäbischen Bundes: Erinnerungsstätte Baltringer Haufen
  • Titelseite der Zwölf Artikel: Druck: M. Maler, Erfurt 1525; Erinnerungsstätte Baltringer Haufen
  • Denkmal in Sulmingen an den Lenker und Leiter des Baltringer Haufens, Ulrich Schmid: Erinnerungsstätte Baltringer Haufen
  • Blick in einen Ausstellungsraum: Erinnerungsstätte Baltringer Haufen