Der Weg zum Grundgesetz

Gastbeitrag von: LVR-Industriemuseum

Im Sommer 1948 erhielt die renommierte Fotografin Erna Wagner-Hehmke einen außergewöhnlichen Auftrag: Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen beauftragte sie, den Parlamentarischen Rat bei der Arbeit zu dokumentieren. Als erfahrene Porträt-, Sach- und Werbefotografin war Wagner-Hehmke perfekt geeignet, um diese historische Aufgabe zu übernehmen.

Die Ausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland mit ausgewählten Aufnahmen aus dem Werk von Erna Wagner-Hehmke ist vom 6. Juni bis 28. September 2025 im LVR-Industriemuseum St. Antony-Hütte zu sehen.

Vier Männer in Anzügen stehen auf einem Metallgerüst
Gruppe von Menschen drängen sich vor einer Fensterfront, um hereinzuschauen.

Wagner-Hehmkes Aufnahmen zeigen nicht nur die wichtigen Meilensteine der schwierigen Verhandlungen über das Grundgesetz, sondern auch den Alltag der verfassungsrechtlichen Arbeit. Ihre rund 4.000 Fotografien fangen mit großer Nähe die beteiligten Menschen, die Atmosphäre und den historischen Prozess ein. Dabei bedient sie sich der klassischen Reportagefotografie der 1920er Jahre und wählt oft ungewöhnliche Perspektiven, die den Betrachter in die Szene hineinziehen. Besonders bemerkenswert ist, dass Wagner-Hehmke auch die informellen Runden in Cafés und Biergärten am Rhein festgehalten hat. Ihre Arbeit bietet somit einen umfassenden und lebendigen Einblick in die Entstehung der Demokratie in West-Deutschland.

Die bildliche Dokumentation von Wagner-Hehmke ist von unschätzbarem Wert, insbesondere da nur etwa zehn Minuten Filmaufnahmen und wenige Tonaufzeichnungen vom Parlamentarischen Rat existieren. Ihre Fotografien gehören zum Sammlungsbestand der Stiftung Haus der Geschichte und sind nun Teil einer Ausstellung, die aus diesen Beständen zusammengestellt wurde.

Gemeinsam mit ihrer Kollegin Anne Winterer, deren Fotografien zeitgleich im LVR-Industriemuseum St. Antony-Hütte zu sehen sind, hatte Erna Wagner-Hehmke von 1925 bis 1935 ein Fotoatelier in Düsseldorf betrieben und war als eine der ersten Frauen überhaupt für große Industriekonzerne an Rhein und Ruhr tätig. Mit der Präsentation der Ausstellung „Der Weg zum Grundgesetz. Fotografien von Erna Wagner-Hehmke“ sind somit 100 Jahre nach der Gründung der Lichtbildwerkstatt „Hehmke-Winterer“ wieder Bilder von Anne Winterer und Erna Wagner-Hehmke an einem Ort zu sehen, die die Wiederentdeckung der bisher wenig beachteten Fotografinnen der Weimarer Zeit und frühen Bundesrepublik ermöglichen und anschaulich den demokratischen Neuanfang nach Diktatur und Weltkrieg zeigen.

Fotos: Bestand Erna Wagner-Hehmke, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn


Der hier veröffentlichte Gastbeitrag wurden von einer anderen Organisation bereitgestellt. Die Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte und damit verbundene Formate.

Möchten Sie auf eine Veranstaltung, eine Publikation oder ein anderes Projekt mit Bezug zu den Orten der deutschen Demokratiegeschichte hinweisen? Wir freuen uns über Gastbeiträge! Als Stiftung vernetzen, fördern und vermitteln wir – und bieten engagierten Akteurinnen und Akteuren eine Plattform.

Senden Sie uns Ihren Beitrag als Word-Datei sowie Bildmaterial mit Bildnachweisen und, falls vorhanden, den Link zur Website Ihrer Organisation an demokratiegeschichte@dnb.de. Die Bearbeitung kann bis zu drei Wochen in Anspruch nehmen.